Sensibilisierung von Medienschaffenden für Antiziganismus

Amaro Foro e.V. setzt seit März 2020 ein Modellprojekt zur Sensibilisierung von Medienschaffenden für Antiziganismus um.

Antiziganismus ist in deutschen Medien nach wie vor allgegenwärtig und wirkt sich so auf politische Debatten und Entscheidungen aus – und auf den Lebensalltag von Menschen mit tatsächlichem oder zugeschriebenem Roma-Hintergrund. Unsere jährlichen Medienmonitorings zeigen, dass Rom*nja oder dafür gehaltene Menschen in Medien ganz überwiegend in negativ besetzten Kontexten wie Armut oder Kriminalität vorkommen. Die Arbeiten von Wissenschaftler*innen aus dem Feld der Antiziganismusforschung sowie der Bericht der Unabhängigen Expertenkommission Antiziganismus belegen ebenfalls einstimmig, dass Journalist*innen – häufig unbewusst – systematisch jahrhundertealte Klischees reproduzieren.

An dieser Problematik setzen unsere passgenauen Weiterbildungsangebote an – sowohl für Textproduzent*innen (wie Journalist*innen, Redakteur*innen und Chefredaktionen) als auch für Bildproduzent*innen (Fotograf*innen, Bildredaktionen und Agenturen).

Das Angebot beinhaltet

  • Vermittlung von Grundkenntnissen über die in Deutschland lebenden Sinti*zze und Rom*nja
  • Vermittlung der wichtigsten Mechanismen der medialen Reproduktion von Antiziganismus
  • Austauschmöglichkeit zum Umgang mit der eigenen Sprecherposition und mit der Problematik der Bebilderung der Texte
  • Gemeinsame Entwicklung von Gegenstrategien für eine diskriminierungsarme Berichterstattung
  • Handlungsempfehlungen zur Nennung der ethnischen Zugehörigkeit

Das Angebot setzt neben der Wissensvermittlung einen Schwerpunkt auf Diskussion und Austausch sowie die Fragen der Teilnehmer*innen.

Die Weiterbildungen sind für Journalist*innen kostenlos und werden direkt in den Redaktionen oder digital durchgeführt. Kontaktieren Sie uns für einen Termin – bei der Planung gehen wir genau auf die spezifischen Bedarfe Ihrer Redaktion ein.

Über das Weiterbildungsangebot hinaus setzt Amaro Foro im Rahmen des Projektes auf langfristige Kooperationen mit Journalist*innenschulen, um das Thema Antiziganismus dort in den Lehrplänen zu verankern.

Das Angebot wird kontinuierlich weiterentwickelt und mündet 2024 in ein praxisnahes und erprobtes Handbuch, das Medienschaffenden für eine diskriminierungsarme und sensible Berichterstattung kostenlos zur Verfügung gestellt wird – mit Formulierungshilfen, Leitfragen, Checklisten und Ähnlichem.

Es werden außerdem verschiedene Formate des Austauschs und der Kooperation mit den Redaktionen konzipiert und verstetigt, um für mehr Selbstrepräsentation von Rom*nja und Sinti*zze in den Medien zu sorgen. Damit soll langfristig auch ein besserer Zugang in die Redaktionen geschaffen werden für Rom*nja und Sinti*zze, die selbst journalistisch tätig werden wollen. Gemeinsam mit den beteiligten Fotograf*innen und mit Roma-Aktivist*innen wird ein Foto-Pool aufgebaut und kostenlos zur Verfügung gestellt, der Rom*nja und Sinti*zze in selbstbestimmten Settings zeigt und so eine nicht stereotypisierende Bebilderung ermöglicht.

Die langfristige Kooperation mit Presse und Bildagenturen trägt dazu bei, dass dieser Foto-Pool von Medienschaffenden genutzt wird für einen Perspektivwechsel hin zu einer weniger stereotypisierenden Berichterstattung. Bei all dem besteht ein kontinuierlicher Austausch mit Roma Selbstorganisationen und -Aktivist*innen sowie mit Medienschaffenden und mit den Vertreter*innen akademischer Forschung zu Antiziganismus.

Das Projekt wird in Kooperation mit den Neuen Deutschen Medienmacher*innenMediendienst IntegrationZentralrat Deutscher Sinti und Roma, Bildungsforum gegen Antiziganismus, Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg und der Gesellschaft für Antiziganismusforschung umgesetzt. Es wird im Rahmen des Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und von der Landesantidiskriminierungsstelle kofinanziert. Das Projekt läuft über 5 Jahre.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? 

Kostenlose Weiterbildungsangebote oder individuelle Beratung zum Thema Antiziganismus.

Schreiben Sie uns auf presse@amaroforo.de

Ansprechpersonen: Andrea Wierich (Projektleitung), Carmen Glink Buján (Referentin für Bildungsarbeit), Marie Heinrichs (Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Gerne tauschen wir uns mit Ihnen aus, stellen Ihnen ein individuelles Programm zusammen und unterstützen Sie darin, für Ihre Redaktion das beste Weiterbildungsformat zu finden.

Aktivitäten

Bilder ohne Antiziganismus — Für besseren Journalismus!

7.6.2023 I Call for Entries

Wir suchen diskriminierungssensible Bilder für unseren Fotopool. Wie kann man das Schlagwort »Antiziganismus« bebildern — ohne Stereotype zu reproduzieren oder Menschen in Not vorzuführen? Wie könnten Bilder aussehen, die Kämpfe für Empowerment visualisieren? Sendet uns bis zum 1.10.2023 eure fotografischen Arbeiten.

Antiziganismus in der Berichterstattung

April 2023 I Pressespiegel

Wir haben unser Medienprojekt beim Magazin von Demokratie leben! vorgestellt und über Antiziganismus in der Berichterstattung geredet.

Dokumentation antiziganistischer Vorfälle 2021 und 2022

29.3.23 I Pressemittteilung

DOSTA hat 2021 und 2022 insgesamt 372 Vorfälle in Berlin dokumentiert und verzeichnet damit die höchsten Fallzahlen seit Projektbeginn. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen.

Vera Lacková im Interview mit Deutschlandfunk Kultur

1.8.22 I Pressespiegel

Deutschlandfunk Kultur hat die Regisseurin Vera Lacková im Vorfeld unserer Filmvorführung am 1. August 2022 im Moviemento interviewt. Sie erzählt, warum sie den Film gedreht hat: »It is also a promise that I gave to my grandmother. That i will do anything possible to not let the roma partisans be forgotten.«

500 Jahre Antiziganismus brechen

29.9.2021 I DIVERSITY IN MEDIA

Am 29.9.2021 um 16 Uhr live auf ALEX Berlin launchten wir unsere Workshopsreihe zur Sensibilisierung von Medienschaffenden für Antiziganismus.

Wie Antiziganismus vermeiden?

4.8.2021 I PRESSESPIEGEL

Berichterstattung ohne die Reproduktion antiziganistischer Stereotypen ist keine Selbstverständlichkeit. Unsere Kollegin Andrea Wierich sprach mit Martha Otwinowski vom Mediendienst Integration über Antiziganismus in deutschen Medien und was Redaktionen dagegen tun können.

German media peddling anti-Roma stereotypes

23.6.2021 I PRESS REVIEW

Deutsche Welle reports on our new project to raise awareness of Anti-Gypsyism among media professionals.

Klischees und Stereotype in deutschen Medien

22.6.2021 I PRESSESPIEGEL

"Auslöser des Modellprojekts waren für die Mitarbeitenden des Vereins vor allem die Mediendebatten rund um die Migration innerhalb der EU, die von vielen Medien als Armutseinwanderung bezeichnet wird. [...] Ziel ist es, positive Geschichten im Zusammenhang mit Sinti und Roma in den deutschsprachigen Medien sichtbar zu machen und für mehr Selbstrepräsentation von Roma-Journalisten zu sorgen."

Antiziganismus in den Medien – Romafeindlichkeit ist weiterhin ein Problem

26.10.2018 I PRESSESPIEGEL

Belltower News berichtet über unsere Tagung über Antiziganismus in den Medien: "Nach wie vor werden Sinti und Roma in den Medien als Kriminelle oder feindlich gesinnte Fremde gezeigt. Durch solche antiziganistischen Darstellungen verankern sich Vorurteile und Stereotype bei den Zuschauer*innen.

Antiziganismus in den Medien: „Ungehemmter Rassismus“

23.10.2018 I PRESSESPIEGEL

Obdachlosigkeit, Betteln, Kriminalität – immer wieder werden Roma in Berliner Medien damit in Verbindung gebracht. Sagt Andrea Wierich von Amaro Foro.

Kofinanziert durch: