PRESSEMITTEILUNG

„Der Kampf gegen Antiziganismus braucht nachhaltige Strukturen“

Amaro Foro zur Veröffentlichung des ADS-Jahresberichts 2021

Berlin, den 16.08.2022

„Es ist ein wichtiges Zeichen, dass mit Amaro Foro in diesem Jahr eine Roma-Selbstorganisation bei der Vorstellung des Jahresberichts der Antidiskriminierungsstelle des Bundes dabei ist. Antiziganismus ist eine Form von Rassismus, die besonders weit verbreitet ist, und Rom*nja sind dadurch eine der am stärksten benachteiligten Gruppen unserer Gesellschaft. Wir dokumentieren in unserer Dokumentations-stelle Antiziganismus (DOSTA) antiziganistische Vorfälle bereits seit 2014“, erklärt Violeta Balog, Vorstandsmitglied von Amaro Foro e.V. und Leitung von DOSTA.

Zwar hat es in den letzten Jahren einige positive Entwicklungen gegeben: 2021 veröffentlichte die Unabhängige Kommission Antiziganismus ihren Bericht, der viele bereits seit Jahren von Roma-Selbstorganisationen geäußerte Forderungen und Analysen bestätigt und unterstreicht. In diesem Jahr ging die bundesweite Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) an den Start. Und auch der jetzt vorgelegte Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes widmet dem Thema Antiziganismus ein eigenes Kapitel.

„All diese Entwicklungen machen aber auch deutlich, wie viel noch zu tun ist. Der heute vorgestellte Bericht betont, wie massiv das Phänomen des ,Underreportings‘ bei Antiziganismus ist: Bei der Bundesantidiskriminierungsstelle wurden im letzten Jahr nur 11 Vorfälle gemeldet. Selbstorganisa-tionen wie Amaro Foro erhalten wesentlich mehr Fallmeldungen, im letzten Jahr waren es 137 allein in Berlin. Das zeigt, dass wir Meldestellen bei den Selbstorganisationen brauchen, denen die Betroffenen vertrauen. Wir bei Amaro Foro unterstützen Betroffene und sensibilisieren gleichzeitig die Dominanz-gesellschaft. Und wir erfassen alle Fälle, egal ob sie strafrechtlich relevant sind. Denn wichtig ist nicht nur ein gewalttätiger Angriff – wichtig ist auch eine nicht erhaltene Wohnung, eine schlechtere Benotung in der Schule oder eine rassistische Bemerkung im Alltag. Das alles gehört zur Lebensrealität der Betroffenen. Für diese unersetzbare Arbeit der Selbstorganisationen braucht es endlich eine nachhaltige, nicht auf Projekte begrenzte, strukturelle und ausreichende Förderung“, betont Balog.

Das Projekt DOSTA erfasst seit Jahren auch diskriminierende Handlungen in Rechtsbereichen, wo das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) nicht greift. Dazu zählen unter anderem Vorfälle im Kontakt mit Behörden oder strukturelle Benachteiligungen etwa im Asylrecht. Amaro Foro unterstützt die Forderung, das AGG zu ergänzen und zu stärken. Eine Vorreiterrolle spielt in diesem Zusammenhang das Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz (kurz LADG), welches auch staatliches Handeln abdeckt. Parallel dazu müssen Selbstorganisationen finanziell abgesichert werden.

„Gerade Menschen, die von starker und umfassender Diskriminierung betroffen sind, brauchen Unterstützung. Wir brauchen eine Reform des AGG, um seine Schutzlücken zu schließen. Und wir brauchen deshalb endlich verlässliche finanzielle Strukturen für Selbstorganisationen von Rom*nja und Sinti*zze und für ihre Meldestellen“, so Balog.