Pressemitteilung

»Wichtige Pionierarbeit zum Monitoring von Antiziganismus«

Amaro Foro veröffentlicht die Dokumentation antiziganistischer Vorfälle 2023 und blickt auf 10 Jahre DOSTA zurück

Berlin, den 17.9.2024

»Vor 10 Jahren haben wir die Dokumentationsstelle Antiziganismus (DOSTA) zur Erfassung antiziganistischer Vorfälle gegründet. Schon damals wussten wir – es gibt viel zu tun. Seit 2014 wurden 1502 Fälle dokumentiert. Wir haben damit wichtige Pionierarbeit zum Monitoring von Antiziganismus geleistet. Diskriminierende Erfahrungen beim Einkaufen, in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Amt oder in der Arztpraxis sind für viele Rom*nja Alltag«, so Violeta Balog, Vorstandsmitglied von Amaro Foro e.V. und Projektleiterin von DOSTA. Im Jahr 2023 hat DOSTA 210 Vorfälle dokumentiert. Es ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Nach wie vor sind besonders hohe Fallzahlen im Kontakt zu den Leistungsbehörden und im Bildungsbereich zu verzeichnen. »Durch die jahrelange Dokumentationsarbeit ist es uns aber gelungen, das Thema Antiziganismus auf die politische Agenda zu bringen«, so Balog weiter.

»Trotz unserer Erfolge blicken wir auch mit Besorgnis auf die Entwicklungen der letzten 10 Jahre. Denn gerade dann, wenn Betroffene ihre Rechte wahrnehmen möchten, erleben sie besonders häufig Diskriminierung und Ausschlüsse. Um der strukturellen Diskriminierung von Rom*nja oder von Menschen, die dafür gehalten werden, entgegenzuwirken, müssen noch viele Maßnahmen getroffen werden«, so Balog. Als Schwerpunkt ist in diesem Jahr ein Parallelbericht zum 7. Staatenbericht Deutschlands zum UN-Sozialpakt (ICESCR) bei den Vereinten Nationen (UN) mit Empfehlungen enthalten. »Die Lage hat sich insbesondere für Rom*nja, die nach Deutschland migrieren, etwa weil sie hier Schutz suchen, verschlechtert. Es ist wichtig, das Thema auch in Zukunft in Strategien und Konzepten zur Bekämpfung von Rassismus auf Bundes- und Landesebene mitzudenken«, erklärt Balog.

10 Jahre DOSTA sind auch 10 Jahre Medienmonitoring. Unsere Auswertung der Medienberichte zeigt: Die Diskurse der Delegitimierung und Kriminalisierung, wie gegen geflüchtete Rom*nja aus der Republik Moldau, haben sich unlängst politisch niedergeschlagen. Perspektiven der Betroffenen fehlen nach wie vor dort, wo sie besonders wichtig sind. So wird kaum über die Folgen von Abschiebungen oder antiziganistische Polizeigewalt berichtet. »Um die Sichtbarmachung von Antiziganismus in der Zukunft zu gewährleisten, wird die Arbeit der Selbstorganisationen unerlässlich bleiben«, so Balog.

Amaro Foro e.V. ist eine transkulturelle Selbstorganisation von Rom*nja und Nicht-Rom*nja. Gemeinsam engagieren wir uns gegen Antiziganismus und für Teilhabe und Chancengerechtigkeit. »Amaro Foro« ist Romanes und bedeutet »Unsere Stadt«.

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