VORURTEILE GEGEN ROMA VERSCHÄRFEN SICH

Verein Amaro Foro veröffentlichte Fünf-Jahres-Bilanz

Neues Deutschland, 1.10.2019, Claudia Krieg

»Die Zuschreibungen, die Menschen, die als Sinti und Roma wahrgenommen werden, treffen, sind in den letzten 600 Jahren dieselben geblieben«, sagt Andrea Wierich vom Verein Amaro Foro am Dienstag im Aufbau-Haus am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg. Beharrlich, sagt Wierich, halten sich stereotype Vorstellungen von angeblich »identitätslosen« Menschen, die orts-, religions- und nationslos einem nomadischen Leben frönen, archaisch, naturverbunden und nur niedrig zivilisiert seien und vor allem: ihren sorglosen Lebenswandel auf Kosten anderer betreiben. Die jahrhundertealte »Negativfolie«, so die Sprecherin, habe aktuell vor allem eine Erscheinung zur Folge: den »Generalverdacht auf Betrug« – ob im Hinblick auf Sozialleistungen, Arbeitsverhältnisse, Mobilfunkverträge oder den »berühmten« Kugelschreiber, der angeblich immer wieder von Behördenschreibtischen gestohlen wird.

Die allgegenwärtige Diskriminierung wird jetzt in einer Broschüre aufgearbeitet. Die an den Verein angegliederte Dokumentationsstelle Antiziganismus (DOSTA) hat hierfür bekanntgewordene Diskriminierungsfälle erfasst und sie unterschiedlichen Lebensbereichen zugeordnet. Die Zugänge zu Bildung, Medizin, Wohnraum, Gütern und Dienstleistungen wurden dabei ebenso untersucht wie der Kontakt zu Leistungs- und Ordnungsbehörden sowie zur Justiz. Auch alltags- und arbeitsweltliche Erfahrungen finden Berücksichtigung. In all diesen Bereichen steigen die Zahlen an, von insgesamt 107 gemeldeten Vorfällen im Jahr 2014 auf 161 im Jahr 2018. Repräsentativ sind die Zahlen nicht – man gehe, so Wierich, von einer hohen Dunkelziffer aus.