Kurzbericht 2024 der Dokumentationsstelle Antiziganismus DOSTA/MIA Berlin: Höchste Fallzahl seit Projektbeginn
Amaro Foro e.V. fordert dringende Umsetzung von Handlungsempfehlungen
Berlin, den 15.4.2025
Inmitten einer zunehmend polarisierten politischen Landschaft verzeichnet die Dokumentationsstelle Antiziganismus (DOSTA/MIA Berlin) für das Jahr 2024 die höchste Fallzahl seit Beginn des Projekts im Jahr 2014. Mit 247 dokumentierten Vorfällen in Berlin wird die erschreckende Zunahme rechtsradikaler Tendenzen in der Gesellschaft deutlicher.
„Wir erleben zurzeit eine politische Lage, in der rechtsradikale Einstellungen der gesellschaftlichen Mitte offen kommuniziert und gelebt werden, was sich in den Fallmeldungen widerspiegelt. Die meisten Vorfälle ereigneten sich in den drei Lebensbereichen Kontakt zu Behörden (49 Vorfälle), im Bildungsbereich (47 Vorfälle) und in der Öffentlichkeit (45 Vorfälle).“, erklärt Projektleiterin Violeta Balog.
Weitere dokumentierte Lebensbereiche umfassen den Kontakt zu Ordnungsbehörden und der Justiz, Wohnen, Zugang zu medizinischer Versorgung sowie zu Gütern und Dienstleistungen. Neu aufgenommen wurde im Jahr 2024 der Bereich Politik, in dem rassistisch geprägte politische Debatten in Berlin erfasst werden. Bereits im ersten Jahr hat DOSTA/MIA Berlin neun Vorfälle in diesem Bereich dokumentiert.
DOSTA/MIA Berlin stellt fest, dass Rom:nja weiterhin am Arbeitsmarkt ausgegrenzt und benachteiligt werden, obwohl es einen Fach- und Arbeitskräftemangel gibt. Behörden unterstellen ihnen Kriminalität, Nachbar:innen schieben Wohnprobleme ihnen zu, und Bildungseinrichtungen beschränken ihre Teilhabe. Medien und politische Vertreter:innen schüren Antiziganismus, indem sie Sinti:zze und Rom:nja für soziale Missstände verantwortlich machen.
Angesichts dieser Realität ist die Existenz unabhängiger Monitoringstellen unerlässlich. Der 10-Jahresbericht der Dokumentationsstelle Antiziganismus (Herbst 2024) enthält Handlungsempfehlungen für alle Lebensbereiche. Viele dieser Empfehlungen wiederholen sich aus früheren Berichten, weshalb wir dringend die Umsetzung durch Politik und Verwaltung fordern.
Amaro Foro e.V. ist eine transkulturelle Selbstorganisation von Rom:nja und Nicht-Rom:nja. Gemeinsam engagieren wir uns gegen Antiziganismus und für Teilhabe und Chancengerechtigkeit. „Amaro Foro“ ist Romanes und bedeutet „Unsere Stadt“.
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Geena Birkenmeier
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