Birds with Broken Wings

Vorwort

Habt Ihr schon einmal von dem Wort Porajmos gehört? Das Romanes-Wort bedeutet auf Deutsch „das Verschlingen“ und bezeichnet den Völkermord an den europäischen Sinti und Roma in der Zeit des Nationalsozialismus. Wie viele Sinti und Roma genau durch den grausamen Genozid der Nationalsozialisten ihr Leben verloren haben lässt sich bis heute nicht mit aller Genauigkeit sagen. Schätzungen zufolge starben 500.000 infolge einer rassistischen Verfolgungspolitik deutscher Nazis und ihrer faschistischen Verbündeten. Der Begriff Porajmos zeigt sich als besonders treffend, wurden doch über 70% der gesamten europäischen Sinti und Roma ausgelöscht – „verschlungen“. Der NS-Völkermord wurde lange Zeit verdrängt und über Jahrzehnte nicht anerkannt. Die meisten der überlebenden Sinti und Roma mussten Jahrzehnte warten, bevor ihnen Entschädigungszahlungen – für die Haft in den Lagern, für ihre dauerhaften Gesundheitsschäden und für ihr geraubtes Eigentum – zuerkannt wurden. Auch heute noch ist er weitgehend unbekannt. Dabei wurden Sinti und Roma in Vernichtungslagern getötet, arbeiteten sich in Zwangsarbeitslagern zu Tode, fielen in Gefangenschaft Hunger oder Krankheit zum Opfer oder wurden bei medizinischen Experimenten missbraucht und ermordet. Diese Nichtanerkennung des Völkermordes machte es Tätern möglich ohne jegliche Bestrafung davon zu kommen oder sich direkt wieder in gut bezahlten Jobs wieder zu finden. So gab es beispielsweise bei der Münchener Kriminalpolizei bereits 1946 eine Abteilung für „Zigeunerfragen“, die nicht nur die Akten aus dem Nationalsozialismus übernahm sondern auch gleich die Angestellten. Erst als die Bürgerrechtsbewegungen der Sinti und Roma an die Öffentlichkeit traten und forderten, die an der Minderheit begangenen Verbrechen genauso anzuerkennen und zu entschädigen wie den an der jüdischen Bevölkerung Europas begangenen Holocaust, gelang die Anerkennung des Genozid im Jahre 1982.

Gegen jedes Vergessen

Weder die Verbrechen der Täter noch die Opfer und ihre Geschichten sollen vergessen werden. Denn noch zu wenig scheinen die meisten über den Genozid der Sinti und Roma zu wissen. So widmet sich der Comic den grausamen Taten und Experimenten des KZ-Arzt Josef Mengele und einem jungen Zwillingspaar als Protagonisten. Mengele war ab 1943 Lagerarzt im so genannten „Zigeunerlager“. Sein besonderes Interesse galt eineiigen Zwillingskindern, an denen er grausame Versuche durchführte. Der Inhalt des Comics ist fiktiv und verbindet geschichtliche Recherche mit Fantasie. Er ist Produkt der Arbeit von Emanuel Barica in Zusammenarbeit mit dem Projekt „ROMAktiv – Junge Rom*nja und Sinti*zze engagiert in Berlin“ welches junge Menschen darin bestärkt, sich mit politischen und gesellschaftlichen Belangen auseinander zu setzen und diese auch kritisch zu hinterfragen. Das Projekt „ROM Aktiv“ wird vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) mit Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gefördert.

 

Der Künstler

Emanuel Barica, geboren am 1994 in Botosani (Rumänien), ist bildender Künstler. Er besitzt keine formellen Studienabschlüsse, sondern hat seine bisherige künstlerische Karriere als Autodidakt entwickelt. Seit 2014 ist Emanuel Barica als Künstler und Multiplikator bei Amaro Foro e.V. aktiv, wo er verschiedene Workshops, nationale und internationale Jugendbegegnungen und politische Bildungsreisen künstlerisch begleitet hat, darunter die jährlichen internationalen Jugendbegegnungen zum Roma Genocide Remembrance Day am 2. August in Auschwitz-Birkenau die jährliche internationale Jugendbegegnung anlässlich des Herdelezi-Roma-Straßenfests in Berlin sowie verschiedene andere Roma-Jugendtreffen in Mazedonien, Albanien, Ungarn, Rumänien, Polen und Spanien.